25.05.2021
Die Stadtkirche Sankt Wenzel von Innen
Die Ausstattung der Wenzelskirche ist barock. Sie stammt aus der Zeit nach dem 30igjährigen Krieg. Naumburg hatte, wie viele Städte Mitteldeutschlands, unter diesem Krieg sehr zu leiden.
Die Bevölkerung der Stadt bestand nur aus ca. 35% der Vorkriegszeit. Die Peter-Pauls-Messe, für Naumburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, verlor an Bedeutung. Die Einnahmen der Bürger nahmen stark ab. Nach dem Krieg überwand man langsam den Niedergang. Nun, nach diesen Notzeiten, wandten sich die Bürger der Ausstattung ihrer Stadtkirche zu. Das erfolgte unter anderem durchgroßzügige Vermächtnisse. Diese Tatsache ist immer wieder beeindruckend.
Damit beginnt die barocke Periode der Kirche, allerdings hauptsächlich in Bezug auf die Innenausstattung: 1680 wird der prächtige Hochaltar errichtet, 1695 der Orgelprospekt; 1706 erhält der Turm seine heutige barocke Turmspitze, 1724 wird der Innenraum barockisiert, die Spiegeldecke wird eingezogen und veränderte dadurch den Raumeindruck entscheidend. Reste der ursprünglichen Flachdecke kann man heute nur noch am Aufgang zur Bibliothek finden. 1729 wird die Kanzel eingebaut und 1746 erfolgt dann der Einbau der großen Orgel durch Zacharias Hildebrandt unter Verwendung des Orgelprospekts von 1695. Diese Maßnahmen zogen sich also über 80 Jahre hin, mehrere Generationen der Bürger waren beteiligt. Der Fußboden des Chores liegt um fünf Stufen höher als der westliche Chorteil und das Kirchenschiff. Dadurch verstärkt sich die Wirkung des gewaltigen Hochaltars. Im spätgotischen Chor dominiert der prächtige Hochaltar. Dem Zeitzer Hofbildhauer Heinrich Schau wurde 1677 der Auftrag erteilt, der die Arbeiten bis 1680 ausführte.
Der Dresdner Hofmaler Johann Oswald Harms (1643-1708) erhielt 1683 den Auftrag, den Altar zu fassen, also farblich zu gestalten und die Plastiken zu vergolden. Außerdem schuf er das Altarbild. Es zeigt die Kreuzigung mit Maria und Johannes unter dem Kreuz stehend.
Wie oftmals üblich sind links unten auch die Stifter des Bildes porträtiert: Oberkämmerer Michael Barth, Ratsherr Justinianus Wolff und Oberbürgermeister Daniel Lippach. Auch ein Blick zur Rückseite des Altars lohnt sich. Hier sind vier Brustbilder zweiter Stifterpaare eingelassen: David und Sabine Lippach links und Michael und Maria Barth rechts.
Ich möchte den Naumburgern Mut machen, sich die Zeit für einen Besuch ihrer Stadtkirche zu nehmen und sie mit den Augen von Fremden zu sehen.