24.01.2017
Gedenken an den ersten Evangelischen Bischof vor 475 Jahren
ine der ersten Veranstaltungen im Jahr des Reformationsjubiläums bildete das Gedenken an die Einführung von Nikolaus von Amsdorf im Naumburger Dom, in der Nikolaus von Amsdorf als erster evangelischen Bischof der Welt vor 475 Jahren eingeführt wurde.
Der Eröffnungsvortrag in dem voll besetzen Saal des Marktschlösschens wurde von Dr. Roland M. Lehmann gehalten, der zugleich Pfarrer am Naumburger Dom und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist. Darin rekonstruierte er die politischen Hintergründe, wie es zur Wahl des Bischofs gegen den ursprünglichen Kandidaten Julius Pflug gekommen ist. Im weiteren Verlauf schilderte er den Verlauf des Gottesdienstes, der durch einen detaillierten historischen Bericht überliefert ist. Außerdem rekonstruierte Dr. Lehmann die Predigt, die Luther zu diesem Ereignis gehalten hat. Zum Schluss äußerte er den Wunsch an die Vereinigten Domstifter, einen Ort des Gedenkens an Amsdorf einzurichten.
Der Gottesdienst im Naumburger Dom einen Tag später orientierte sich am liturgischen Verlauf der Amtseinführung. Domprediger Michael Bartsch hob den Machtkampf hervor, den Amsdorf in seiner Amtszeit auch innerhalb der eigenen Reihen ausfechten musste. Der damalige Superindentend Medler habe damals dem künftigen Bischof einen Spiegel vorgehalten. "Wenn wir heute“, so Bartsch, „der Amtseinführung des ersten reformatorischen Bischofs gedenken, dann mit der Erinnerung, dass der Spiegel, den wir zuerst brauchen, nicht an der Wand in unserm Bad hängt, sondern woanders: in der Bibel im Regal, oder in meinem Gegenüber“.
In der zweiten Predigt thematisierte Dr. Lehmann die Bedeutung einer "aktiven Erinnerungskultur". Er warnte vor den Folgen eines postfaktischen Zeitalters. "Es scheine“, so Lehmann, "die Flut von Daten erzeuge in der Gesellschaft eine Überforderung, bei der im Prozess der Meinungsbildung immer mehr Menschen eine Haltung der Gleichgültigkeit gegenüber bewiesenen Tatsachen einnehmen“. Daher sehe er auch die Kirchen in der Rolle eines „kritischen Wächteramtes“ gegenüber der Gesellschaft.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, bei der Dr. Lehmann moderierte, diskutierten Prof. Dr. em. Josef Pilvousek von der Universität Erfurt, Dr. Hans Seehase vom Verein für Kirchengeschichte der Kirchenprovinz Sachsen e.V., Dr. Holger Kunde, Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter und Altbischof Prof. Axel Noack. In einer lebendigen Debatte wurde auf die Vielschichtigkeit der Person Amsdorfs hingewiesen. Die Deutungen reichten von „Kleingeist“ bis hin zu einer „tragischen Gestalt“ der Kirchengeschichte. Zu hoffen ist, dass die Gedenkveranstaltung zu einer weiteren Beschäftigung mit Nikolaus von Amsdorf führt. Gespannt darf man sein, wie auf die damalige Situation in der kommenden Zeitzer Ausstellung "Dialog der Konfessionen – Bischof Julius Pflug und die Reformation“ vom 05. Juni bis 01. November eingegangen wird.