12.12.2018
Neue Perikopenordnung

Veränderte Texte und Lieder für den Gottesdienst

Mit dem Kirchenjahr 2018/19 tritt die neue Perikopenordnung in Kraft. Was bedeutet das?

„Perikope“ ist griechisch und bedeutet ‚ringsherum ausschneiden‘. Aus der Bibel sind also einzelne Textabschnitte für die gottesdienstlichen Lesungen und als Predigttexte herausgenommen.
Es gibt 6 sogenannte Perikopen- oder Predigtreihen: Eine Predigtreihe bestimmt die Texte für (Lesungen und) Predigt für ein Jahr vom 1. Advent an bis zum Ewigkeitssonntag des Folgejahres. Nach sechs Jahren beginnt alles wieder von vorn mit Reihe I.

Die Reihen legen also über sechs Jahre für jeden Sonntag fest, welcher Predigttext, welches Evangelium und welcher Brieftext (= Epistel oder evtl. auch statt dessen ein alttestamentarischer Text) gelesen und gepredigt wird.

Reihe I enthielt bisher immer das Evangelium des Tages als Leittext. Er ist der ‚thematische Rektor des Sonntags‘ und bestimmt die weiteren Texte sowie den Psalm mit, der gebetet, und das Wochenlied, das gesungen wird (Choral, i.d.R. zwischen Lesung der Epistel und des Evangeliums). Neben dem biblischen Zusammenhang ist natürlich bei der Auswahl der Perikopen das Kirchenjahr mit seinen Sonn- und Feiertagen relevant.

40 Jahre nach der letzten Revision 1978 wird nun zum 1. Advent 2018 eine neue Ordnung für diese Lese- und Predigttexte eingeführt. Das hat die diesjährige EKD-Synode nach einer mehrjährigen Erprobung der neuen Perikopenordnung einstimmig beschlossen.

Dabei ist die Revision sehr moderat, Bewährtes aus der bisherigen Ordnung von 1978 wird behutsam weiterentwickelt. So bleiben ca. 80% des Textbestands erhalten, darunter fast alle Lese-Evangelien und -Episteln. Auch das System der sechs Predigtreihen bleibt bestehen, diese sind nun allerdings stärker nach Textgattungen, biblischen Büchern und Themen durchmischt. Insgesamt wurde der Anteil alttestamentlicher Perikopen verdoppelt, sie machen jetzt ein Drittel des gesamten Textbestands aus. So wird eine größere Vielfalt der biblischen Zeugnisse deutlich. Natürlich berücksichtigen die Predigtreihen weiterhin den Zusammenhang des Kirchenjahres, also Fest- und Feiertage. Neu ist auch, dass auch Psalmen als Predigttexte aufgenommen wurden. Außerdem kommen mehr biblische Texte vor, in denen Frauen eine Rolle spielen.
Ferner wurden neu in die Reihe der Sonn- und Feiertage mit der Festlegung von Texten der Nikolaus- und der Martinstag aufgenommen, aber auch das Pogromgedenken am 9. November und der 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Darüber hinaus werden Textvorschläge für eine Reihe von „Themenfeldern“ gemacht.
Auch bei den Wochenliedern ändert sich etwas:
Künftig gibt es nun für jeden Sonn- und Festtag zwei Liedvorschläge, die unterschiedliche musikalische Stilistiken bedienen, es sind nun also auch modernere Lieder unter den Wochenliedern zu nden. Natürlich erfordert die neue Ordnung nun auch ein neues Lektionar. Das ist das Buch, in dem alle Texte eines Sonntags abgedruckt sind und aus dem die Lektoren im Gottesdienst lesen.

Die Lesungen sind jetzt nicht mehr im Blocksatz, sondern in „Sprechzeilen“ gesetzt, so dass das Lesen hoffentlich damit einfacher wird und der Lesende schneller Sinnzusammenhänge erfassen kann. Außerdem liegen mit dem Neudruck die Texte nun auch in der Fassung der Luther-Bibel von 2017 vor.

Für alle mit dem Predigtdienst Beauftragten gibt es außerdem ein (neues) Perikopenbuch, in dem die Texte verzeichnet sind. Es enthält über biblische Texte und Wochenlieder hinaus auch knappe Einführungen zum Thema des Sonntags. Weiterhin gibt es ergänzend ein kleineres Heft mit den neuen Wochenliedern, die sich nicht im Stammteil des Gesangbuches nden, sowie die Sammlung aller Sonntags-Psalmen.
All dies, vor allem aber das neue Lektionar, wird im Advent landesweit eingeführt.